EDUARD MÖRIKE
»MOZART AUF DER REISE NACH PRAG«
Eine Lesung mit Musik

Konzept und Stimme: Mischi Steinbrück
Musikalische Gestaltung und Begleitung: Almut Mayer-Wepner

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ZUM INHALT

Auf seiner Reise nach Prag (1787), wo er zum ersten Mal seinen „DON JUAN“ (Don Giovanni) aufführen wird, macht Mozart mit seiner Frau Konstanze Rast in einem kleinen Dorf. Während eines Mittagsspazierganges in den verlockenden, nahegelegenen Schlossgarten greift er gedankenverloren nach der Frucht eines Obstbaumes. Dabei wird er vom Gärtner ertappt, der die Sache als Mundraub betrachtet und Mozart einsperren will. Sobald aber die gräfliche Familie zurück ist, wird er als der berühmte Komponist aus Wien erkannt und zu der am selben Tag stattfindenden Verlobung der Nichte eingeladen. Es entwickelt sich ein Nachmittag und Abend in munterster und angeregtester Gesellschaft. Mozarts „Verbrechen“ findet seine mehr als zufriedenstellende Aufklärung ...

Durch eine Reihe reizender Episoden in dieser Novelle ziehen sich jedoch – wie an einem roten Faden – ins Mark zielende Fragen: nach den Aufgaben der Kunst, nach dem Verhältnis zwischen Lebensbedingungen und Kunst und nach dem Verhältnis des Künstlers zu den Lebensbedingungen der Allgemeinheit. Nichts lebt und entfaltet sich unabhängig voneinander. Hugo von Hoffmannsthal bescheinigt Mörikes MOZART „reine Lust am Darstellen“ und ein unverkäufliches Gemüt, dessen Geist „die Schwere des Lebens besiegt“.

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 17. April 2004, zu Mörikes „Der Mensch verlangt und scheut zugleich, aus seinem gewöhnlichen Selbst vertrieben zu werden ...“ »Darunter tu er‘s nicht. Und darunter geht es auch nicht – wenn von Mörike, wenn von seiner Kunst die Rede sein soll: den Menschen seiner gewöhnlichen Identität zu entreißen in einen absoluten Zustand, nachdem er sich sehnt und vor dem er sich ängstigt.«

SALZBURGER NACHRICHTEN, 4. September 2004.
»Als bekanntestes Prosawerk gilt die Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“, das die Einsamkeit des Komponisten und den Zeitgeist mit genialer Einfühlsamkeit schildert.«


WARUM HEUTE MÖRIKE LESEN?

Lesen, weil Mörikes Sprachkunst nicht nur die beschriebenen Bilder im Kopf entstehen lässt, sondern weil seine Worte die Düfte, die Wärme, die Kühle, die Erfrischung und alles, alles fühlen und empfinden lassen. Augenblicklich ist man in seine Landschaften, in seine Wälder, in seine Gärten, Gaststuben und Salons versetzt. Sogar der Ton seines Textes und die fein nuancierten Sprechweisen und Dialekte seiner Personen fangen bereits beim ersten Lesen an zu klingen. Und so ist es meine sprecherische Lust und Aufgabe, diesen Ton und diese Farben mit meiner Stimme zu treffen.

Heute lesen, weil Mörike mit seinem Mozart heutige, hochaktuelle Lebensweisen, Problembewältigungsstrategien und Träume beschreibt:

• Mozart, der mindestens 3 Jobs braucht, um das Nötigste für den Lebensunterhalt heranzuschaffen;
• Mozart, der aus diesem Stress Zerstreuung in Kneipen, Spiel und Massenvergnügen sucht;
• Mozart, der aber auch andererseits völlig ergriffen von der „wirklichen“ Natur, voller Sehnsucht, doch in Wahrheit aussichtslos, vom einfachen Leben auf dem Land im Kreis seiner Familie träumt.
M. S.

Aufführungsfotos:
OFF-Theater Wien
(Stadtinitiative),
06.10.2006

ZUR MUSIKALISCHEN GESTALTUNG

In seiner Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“ lässt Mörike Mozart musizieren und von der Entstehung des „Don Giovanni“ berichten. Hautnah konfrontiert Mörike den Leser mit dem Prozess künstlerischen Schaffens. Die Musik selbst bleibt seinem Szenario naturgemäß fern. Aber so wie die Worte Mörikes die Musik schon im inneren Ohr des Lesers klingen lassen, so kann die tatsächlich gespielte Musik die atmosphärische Dichte des Textes noch weiterführen. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Lesung mit Mozarts Musik zu durchziehen. Die Auswahl der Stücke orientiert sich zunächst an den in der Novelle erwähnten Werken. Mit dem Rondo in D-Dur, KV 485 und der Fantasie in d-moll, KV 397 gelingt es darüber hinaus, der musikalischen Gestaltung Eigenständigkeit und eine überzeugende Homogenität zu geben. A. M.-W

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